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HLMW9: Mode und Wirtschaft mitten im Neunten

Ein altes Backsteingebäude mit großem Vierkanthof. Einst als Fabrikgebäude erbaut, dient es seit über 100 Jahren als Schule für viele Jugendliche. Ein schönes Holzgeländer führt die Besucherinnen und Besucher in den ersten Stock hinauf. Viele Jugendstil-Elemente, etwa an den Türen, schmücken die Innenräume der HLMW9.

Die höhere Bundeslehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik und wirtschaftliche Berufe, kurz HLMW9 genannt, ist eine berufsbildende Schule im neunten Bezirk von Wien. Insgesamt gibt es hier 106 Lehrkräfte und 686 Schülerinnen und Schüler, welche in 33 Klassen auf zwei Häuser aufgeteilt sind.

Schon beim Erreichen des ersten Stocks steigt einem der Geruch des frisch gekochten Essens der Wirtschaftsschüler in die Nase. In den professionellen Gastronomieküchen klappern Teller und Töpfe, es herrscht ein eiliges Arbeiten, Kommen und Gehen, denn die Schülerinnen und Schüler einer Wirtschaftsklasse bereiten gerade das Mittagessen zu. Sie tragen Kochuniformen. Der andere Teil der Klasse, in einer eigenen Servieruniform, hat die Tische gedeckt, und serviert nun die angerichteten Speisen in den Exnersaal. Dieser Saal ist ein Jugendstil-Schmuckstück. Vom Architekten Heinrich Kathrein und beeinflusst von Josef Hoffmann gestaltet, dient er der Schule als Festsaal, kann für Veranstaltungen gemietet werden und bildet auch einen feierlichen Rahmen für Prüfungsessen, Matura und Konferenzen.

Der Wirtschaftszweig der Schule besteht aus einer 5-jährigen höheren Schule mit dem Schwerpunkt Kulturtouristik und der 3-jährigen Fachschule, in der sich alles um Kultur und Gastronomie dreht. Es gibt viele Besonderheiten in diesem Zweig, die sich vom Unterricht an anderen höheren Schulen abheben. Neben „gewöhnlichen“ Fächern, wie Deutsch, Englisch oder Mathematik, ist vom Rezept zur richtigen Menge der Zutaten, der korrekten Zubereitung, dem Flambieren oder Mixen von Cocktails oder auch der Pâtisserie, für die es spezielle Kurse an der Schule gibt, über das Dekorieren und Decken von Tischen, bis hin zum Servieren des Essens aber viel mehr dabei. Auch Projektmanagement, Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und Controlling, gesunde Ernährung oder Betriebsorganisation sind Bestandteile der Ausbildung.

Anna aus der vierten Höheren mag die Arbeit in der Küche: „Es ist so, als müsstest du in zwei Stunden ein dreigängiges Menü kochen und alles aufdecken bis dein Besuch kommt.“ Sie mag die Geschäftigkeit in der Küche und kann damit gut umgehen. „Vor allem macht mir das Kochen Spaß“, meint sie. „Nach der Schule werde ich ein kleines Lokal aufmachen, wenn alles klappt.“

Ein Blick in eine Modewerkstatt. Das Erste, was man sieht, sind geschätzt zehn Industrienähmaschinen. Langsam tastet sich das Auge weiter in den Raum hinein, den Geräuschen nach. Das Schneiden von Stoff – hier steht ein riesiger Zuschneidetisch, von Schülerinnen in Schürzen umrandet. Auf diesem erkennt man Schnitte, Skizzen und verschiedenste Hilfsmittel. Am Ende des Raums finden sich Industriebügelanlagen, es dampft und riecht nach frisch gebügeltem Stoff. Außerdem stehen verstreut ein paar Modepuppen mit halb fertigen Modellen.

Die Modeabteilung der Schule teilt sich ebenfalls in eine 5-jährige höhere Schule mit Matura und eine 3-jährige Fachschule, außerdem gibt es noch das Kolleg, einen Aufbaulehrgang und die Herrenmeisterklasse.

Michelle besucht die dritte Klasse der Höheren im Modezweig. Sie hat sich für die Schule entschieden, weil sie viel Positives darüber gehört hat und meint: „Mich hat der Schwerpunkt mit den acht Stunden Nähen besonders gereizt.“ Zwischen dem Entwurf auf dem Papier, dem Schnittzeichnen und Nähen bis hin zur Präsentation der Kleidungsstücke auf Modenschauen werden viele Stunden Arbeit in die Modelle investiert. „Besonders stolz bin ich auf mein Hemdkleid aus der zweiten Klasse“, erzählt Michelles Mitschülerin Anna, „weil es besonders schwierig zu nähen war. Dadurch bin ich stolz auf meine Leistung und das Kleidungsstück.“

Neben der Praxis haben die Schülerinnen und Schüler des Modezweigs auch Fächer wie Modegeschichte oder Textiltechnologie. Wer will, kann auch auf dem Laufsteg Erfahrung sammeln, wie Amine aus der dritten Fachschulklasse. „Die Modenschauen sind jedes Mal etwas Besonderes. Mein Highlight war die Streetwear-Modenschau im letzten Schuljahr. Wir hatten dabei so großen Spaß und konnten viele eigene Ideen einbringen, z.B. beim Defilee mit dem Regenschirm hinausgehen oder mit dem Handy, zu zweit oder zu dritt. Es war einfach chillig.“ Sie ist besonders stolz auf ein Hemd-Blusen-Kleid, das sie genäht hat: „Es wurde bei der Modenschau der Jüngsten präsentiert. Ich war die Letzte bei der Modenschau und durfte damit zwei Runden gehen, weil es besonders schön war. Die Arbeit daran hat viel Zeit gekostet, aber jetzt trage ich es auch in meiner Freizeit.“ Sowohl Michelle als auch Damla können sich vorstellen nach ihrer Ausbildung im Modebereich zu bleiben. Damla erzählt uns: „Mode interessiert mich einfach, man muss kreativ sein, das macht Spaß und es wird nie langweilig. Ich will einmal selbstständig werden und meine eigene Boutique eröffnen.“

Die Reportage entstand als Gemeinschaftsproduktion von: Ilayda, Mona, Armel, Bogdan, Michelle, Martina, Esra, Nina, Martina, Arsani, Miriam, Tanya, Anna, Caroline, Marcel, Barbara, Fotos von Michelle und Anna, HLMW9, Wien, Österreich

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Gymnasium „Uros Predic“

Das Gymnasium „Uros Predic“ ist das einzige Gymnasium in Pancevo, einer Kleinstadt neben Serbiens Hauptstadt, Belgrad.

Unser Gymnasium wurde von serbischen Staatsbürgern im Jahr 1863 gegründet. Damals gehörte Pancevo zum österreich-ungarischen Reich, genauso wie unser Gymnasium. Deswegen haben geschätzte Lehrer dort unterrichtet.

Bis zum Zerfall des österreich-ungarischen Reichs besuchten die Schule nur wohlhabende Kinder. Während des Ersten Weltkrieges wurde unsere Schule als Militärkrankenhaus benutzt. 2013 feierten wir das 150- jährige Jubiläum der Schule.

Heute wird unser Gymnasium von ca. 920 Schüler besucht. Weil das Schulgebäude klein ist, gibt es nicht genug Klassenzimmer für alle Klassen gleichzeitig. Aus diesem Grund haben wir zwei Schichten in unserer Schule. Die erste Schicht ist am Vormittag und die zweite nachmittags. Die Schüler haben die Wahl zwischen drei verschiedenen Bildungsrichtungen: Naturwissenschaften, Sozial- und Sprachwissenschaften, und Informatik als Hauptfach. Die Schüler engagieren sich stark in außerschulischen Aktivitäten und AGs. Es gibt: Theater, Chor, Kunst, Schülerparlament, Zeitschrift, usw.

Sehr beliebte Projekte sind in unserem Gymnasium Pasch- und Gymgrüneprojekte. Gymgrüne organisieren nachhaltige ökologische Aktionen. Ein Highlight ist die jährliche Veranstaltung “Gymnasiums Idol”. Talentierte Schüler nehmen daran teil, zeigen, was sie können und werden von einer Jury bewertet. Die Besten bekommen zum Schluss einen Preis.

Wir sind Schülerinnen vom Gymnasium “Uros Predic”, schon seit vier Jahren. Unsere Klassenkameraden, die wir am ersten Tag kennengelernt haben, sind immer noch da mit uns. Wir verbringen so viel Zeit zusammen, dass wir uns, wenn wir in unserem Klassenzimmer sind, wie eine Familie fühlen. Außerdem sind wir uns sicher, dass wir nicht die einzigen in unserem Gymnasium sind, denen es so geht. Wir alle fühlen uns als Teil einer Gemeinschaft und helfen uns gegenseitig. Durch die jährlichen Ausflüge nach Timisoara und Szeged wird unsere Klassengemeinschaft noch stärker. Wir freuen uns auch schon alle auf unsere Abifahrt nach Norditalien im April.

Wir sind stolz, dass wir in dieselbe Schule wie berühmte Serben gehen können. Einige von ihnen sind: Mihajlo Pupin – ein Naturwissenschaftler und Erfinder, Milos Crnjanski – ein Schriftsteller, Nebojsa Glogovac – ein Schauspieler, Nadja Higl – eine olympische Schwimmerin, etc.  Nach dem bekannten Künstler Uros Predic ist unsere Schule benannt.

Geschrieben von: Teodora Grujicic und Katarina Peric, Gymnasium „Uros Predic“, Pancevo, Serbien